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Apple und Google Gemini


21.03.2024   Es herrscht große Aufregung im Web über die Nachricht, Apple würde angeblich die KI-Technik von Google lizenzieren. Ausgerechnet Google! Aber was bedeutet das eigentlich?



KI ist als Begriff reichlich nebulös und lädt zu mannigfaltigen Missverständnissen ein. Deswegen ist es verblüffend, dass der zugrunde liegende Bloomberg-Artikel nicht genauer nennt, was überhaupt damit gemeint ist. Welche konkrete Aufgabe soll gelöst werden? Was bekommt der Anwender zu sehen? Und was läuft lediglich hinter den Kulissen?

Siri 2.0

Nehmen wir Siri als offensichtliches Beispiel. Soll Siri in Zukunft jede mögliche Frage beantworten können, ähnlich zu ChatGPT? Das wäre natürlich gut. Aber was genau würden wir von Siri halten, wenn es uns auf eine komplexe Frage eine ebenso komplexe Antwort geben würde? Selbst kurze Antworten von ChatGPT umfassen oft eine ganze DIN-A-4 Seite. So etwas macht für eine Sprachassistenten überhaupt keinen Sinn. Siri ist dazu da, sehr knappe Informationen zu geben. Siri soll vor allem die Funktionen des iPhones und dessen Apps leicht zugänglich zu machen. Es ist ein Assistent für Funktionen. Was hat das mit Google zu tun?

Die neuen KI-Systeme sind verblüffend gut darin, die Anfragen des Anwenders zu verstehen. Derzeit ist das eine Schwäche von Siri. Geht es also lediglich um irgendeinen Schnickschnack hinter den Kulissen, sodass die Kommandos an Siri besser verstanden werden? Dann wäre es nur eine sekundäre Komponente und all die Aufregung nicht wert.

Aktuelle Daten

Bleiben wir noch etwas bei Siri. Von Siri erwarten wir aktuelle Informationen, ähnlich einer Suchmaschine. Für ganz bestimmte Bereiche lizenziert Apple schon heute die dazu passenden Dienste, beispielsweise Sportergebnisse, Wetter oder Kino. Während Siri nur etwa alle 14 Tage aktualisiert wird, verwendet Apple Live-Datenbanken von Drittanbietern für spezielle Fragen.

Vergleichen wir das mit den modernen KI-Systemen. Sie zu trainieren benötigt jeweils drei bis sechs Monate. ChatGPT basiert hauptsächlich auf Daten, die älter sind als ein Jahr, weil noch Zeit benötigt wird für ein verfeinertes Training der Grundintelligenz. Man sieht daran: Ein solches System, so schlau es auch sein mag, ist zu langsam für Siri.

Geht es also bei der Lizenz einfach um die aktuellen Daten? Google hat vor ein paar Wochen eine interessante Technologie vorgestellt, mit der man die schwerfälligen KI-Daten aktuell halten kann, ohne sie komplett neu zu berechnen. Geht es vielleicht nur um diese Komponente?



Apps, Apps, Apps

Eine sehr interessante Frage besteht darin, wo uns die Intelligenz überhaupt begegnet. Natürlich könnte Apple eine Chat-App programmieren. Doch der eigentliche Clou besteht darin, diese Intelligenz innerhalb von Apps zu verwenden. Nicht nur, weil sie uns dort bei unseren konkreten Aufgaben helfen kann. Sondern vor allem, weil die Entwickler sehr komplexe Aufgaben realisieren können, die den Anwender ansonsten überfordern würden. Es ist nämlich gar nicht so einfach, einer KI mitzuteilen, was man möchte.

Apple wird sicherlich APIs (Programmierwerkzeuge) zur Verfügung stellen, mit denen die Entwickler gut arbeiten können. Andererseits ist es aber auch nicht zwingend erforderlich. Denn letztlich ist es eine triviale Kommunikation mit einem Server. Man kann heute schon eine Textverarbeitung programmieren, die den jeweils aktuellen Text zu einer KI schickt, um ihn auf Fehler zu untersuchen. Der Entwickler benötigt Apple nicht dafür. Er kann selbst entscheiden, welchen der verschiedenen Anbieter er benutzt.

Man kann sich das leicht klarmachen mit Apps, die sowohl unter iOS als auch unter Android, macOS und Windows funktionieren sollen. Der Entwickler entscheidet sich für einen KI-Anbieter und schickt seine Anfragen dorthin. Es ist nicht abhängig von Apple.

Was bedeutet es dann überhaupt noch, wenn es heißt, Apple lizenziert die künstliche Intelligenz von Google? Was sich innerhalb der Apps abspielt, bestimmt nicht Apple. Sondern der Entwickler.

Money, Money, Money

Früher hat Apple den Entwicklern bestimmte Werkzeuge kostenlos überlassen, die eigentlich gutes Geld wert waren. Beispielsweise Datenbanken auf Apples Servern: Viele Apps benutzen im Hintergrund solche Datenbanken, um einen Highscore oder andere Daten des Anwenders zu speichern. Auch die Synchronisierung verschiedener Geräte basiert oft auf diesen kostenlosen Datenbanken. Kostenlos sind sie natürlich nur deswegen, weil Apple von allen Umsätzen eine gute Provision einbehält.

Es wäre durchaus denkbar, dass Apple den Entwicklern erneut ein verlockendes Angebot macht. Künstliche Intelligenz wie ChatGPT oder Gemini ist sehr teuer. Es könnte sein, dass Apple seine KI kostenlos abgibt oder zumindest ein großzügiges Freikontingent einräumt, vorausgesetzt, Apple wäre per AppStore wieder bei den Umsätzen beteiligt.

Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die ganze Herrlichkeit etwas kosten wird; und dann liegt es am Anwender (oder am Entwickler), wie er sich entscheidet. Dass es plötzlich eine »Apple-KI« gibt, die sich ungefragt in alles einmischt und der niemand entkommt, ist aus finanziellen Gründen unwahrscheinlich; abgesehen von trivialen Funktionen.

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Dieses weise Zitat beschreibt recht gut, was man über den angeblichen Deal zwischen Apple und Google (oder sonstwem) weiß. Betrifft es vielleicht nur Server-Kapazität? Betrifft es nur die »untrainierte« Grund-Intelligenz, die dann von Apple weiter verfeinert wird? Da könnte man in der Tat zusammenarbeiten. Betrifft es aktuelle Daten?

Es ist doch recht verblüffend, dass in den Gerüchten nichts darüber zu erfahren ist. Dennoch findet man in den amerikanischen Foren viel Aufregung, dass Apple jetzt abhängig wäre von der Google-Krake. Wenn man genauer nachfragt, gibt es darauf aber keinen Hinweis.

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