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Die Ära nach dem Smartphone ist da, und Apple liegt hinten


19.03.2024   Apple hat stets fleißig daran gearbeitet, sich nicht allein auf den Erfolg des iPhones zu verlassen. Das iPad, die Apple Watch und die Vision Pro sind alles beachtliche und (bis auf die Brille) sehr erfolgreiche Versuche, die Plattform der Zukunft zu entwickeln, bevor die Konkurrenz es schafft. Doch jetzt ist es klar: Die nächste riesige Welle ist Künstliche Intelligenz, und Apple liegt hinten.



Normalerweise waren wir es gewohnt, dass Apple die neuen Plattformen definiert; andere folgten dann in Apples Fußstapfen. Apple rannte von Sieg zu Sieg – sogar die uneinnehmbare Burg von Intels Prozessoren stürmte man mühelos. Doch wenn heute von den atemberaubend leistungsfähigen Prozessoren der Zukunft die Rede ist, meint man nicht Apple, sondern Nvidia.



Die neue KI-Plattform

Stellen Sie sich eine riesige Konzerthalle vor, so groß wie ein Stadion. Es tritt aber keine berühmte Band auf, sondern die gesamte Industrie staunt über die Vorstellung eines neuen Prozessors. Im Publikum sitzen keine Teenager und keine hippen YouTuber, sondern die Firmenchefs der größten amerikanischen Unternehmen. Auf der Bühne: Der CEO von Nvidia. Er zeigt einen Prozessor, dessen Entwicklung er sich 10 Milliarden Dollar kosten ließ, und der speziell für die Erzeugung von KI-Modellen gedacht ist.



Anschließend beeilen sich die Chefs der anderen Firmen, artig formulierte Pressemitteilungen zu lancieren. Sie wollen sich dadurch nicht nur bei Nvidia einschmeicheln, weil sie zu den ersten Kunden gehören wollen. Sondern sie wollen der Öffentlichkeit mitteilen, dass sie nicht abseits stehen, sondern dass sie auserwählt und eingeladen wurden, um die neue Zukunft mitzugestalten. Abseits steht: Apple.

Nvidia kann es sich leisten, auf der Liste der Gratulanten selbst Schwergewichte wie Microsoft an die sechste Stelle zu schieben:

  • Sundar Pichai, CEO von Alphabet

  • Google Andy Jassy, Präsident und CEO von Amazon

  • Michael Dell, Gründer und CEO von Dell Technologies

  • Demis Hassabis, Mitbegründer und CEO von Google DeepMind

  • Mark Zuckerberg, Gründer und CEO von Meta

  • Satya Nadella, Vorstandsvorsitzender und CEO von Microsoft

  • Sam Altman, CEO von OpenAI

  • Larry Ellison, Vorsitzender und CTO von Oracle

  • Elon Musk, CEO von Tesla und xAI

Die Revolution

Keineswegs handelt es sich um eine theoretische und esoterische Zukunftstechnologie, die sich vage am Horizont abzeichnet, und über die man sich erst in zehn Jahren konkrete Gedanken machen muss. Sondern wir befinden uns mitten in der Revolution. Neu und ungewohnt ist für uns, mit welchem enormen Tempo sich der Wandel vollzieht.



Der Chip von Nvidia ist für den Einsatz in Rechenzentren gedacht, um die künstlichen Gehirne der Zukunft zu erzeugen. Diese Modelle werden aus 1 Trillion Parametern (also Reglern und Drehknöpfen) bestehen, die eine unsichtbare Hand ganz exakt einstellen muss, damit die Maschine am Ende intelligente Antworten geben kann.

In Zukunft sind Modelle in Reichweite, die aus 10 Trillionen Parametern bestehen. Ein solches Modell wird sehr wahrscheinlich in der Lage sein, ein Abschlussexamen in Chemie, Physik, Mathematik, Biologie, Geschichte oder anderen faktenbasierten Fächern zu bestehen.

Natürlich ist der Chip von Nvidia nicht für ein MacBook oder iPhone geeignet. Er wird vermutlich zwischen 30.000 und 40.000 Dollar kosten. Nun könnte man vorschnell urteilen, dadurch wäre er nicht relevant. Aber genau das ist die Frage: Was ist relevant? — Und man könnte ebenso vorschnell davon ausgehen, dass Apple sich selbstverständlich diese Chips kaufen kann. Tatsache ist jedoch, dass diese superschnellen Chips, die sich für solche KI-Operationen eignen, eine knappe Ware sind. Die Firmenchefs müssen praktisch darum betteln, sie zu bekommen.

Apples Strategie

In den letzten Tagen hat man gelesen, Apple stünde angeblich in Verhandlungen mit Google, um deren KI zu lizensieren. Das ist durchaus möglich. Aber vielleicht geht es nicht nur darum, wer ein funktionierendes KI-Modell anbieten kann. Sondern vielleicht verfügt Apple im Moment nicht über die Rechenleistung, um eigene Modelle schnell genug berechnen zu können. Das sind zwar keine unlösbaren Probleme, aber bis zur nächsten WWDC muss Apple wohl nehmen, was vorhanden ist. Apple hat plötzlich nicht die Zügel in der Hand.

Natürlich wird Tim Cook alles daran setzen, dies zu ändern. Es wird spannend sein, die Entwicklung zu beobachten.

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